Unsere Schiedsrichter – Fragen und Antworten
An dieser Stelle möchten wir unserer Schiedsrichterin und unseren Schiedsrichtern ein paar Fragen stellen und so ihr Engagement für den Amateurfußball aufzeigen. Alle Zuschauer, die den Fußballsport lieben und mit viel Herzblut die Spiele, ob erfolgreich oder nicht, verfolgen, wissen, dass es ohne den 23. Mann oder Frau auf dem Platz nicht funktioniert. Wenn jetzt Spiele um Aufstieg und Meisterschaft im Seniorenbereich wieder losgehen, denkt bitte alle daran, dass der/die Spielleiter*in auch mal fehlbar ist und in unserem Bereich keinen Video-Keller zur Seite hat. Hier nun unsere Schiedsrichter mit ihren Antworten:
Thomas, seit 2007 Schiedsrichter für die Spvgg.; eingesetzt bis in Gruppenligen und Assistent bis Hessenliga
Florian, seit 2011 Schiedsrichter für die Spvgg.; eingesetzt bis in Kreisoberligen und Assistent bis Verbandsliga
Elisa, seit 2020 Schiedsrichterin für die Spvgg.; eingesetzt bis in Kreisligen A, zudem im Talentkader der Schiedsrichtervereinigung Marburg
- Wann hast du dein letztes Spiel geleitet?
Thomas: Gruppenliga am 14.11.2021
Florian: Meine letzten Einsätze hatte ich Mitte November 2021. Seitdem habe ich Pause. Da war aber auch nochmal ein Highlight dabei. Ich war als Assistent beim Spiel im Hessenpokal zwischen dem KSV Baunatal und dem TSV Steinbach Haiger im Einsatz. Es hätten zwar gerne in paar Zuschauer mehr sein dürfen, aber es macht schon Spaß, auch mal bei einem Regionalligisten an der Linie zu assistieren.
Elisa: Meine letzte Spielleitung war am 21.11.2021, als der SSV Hatzbach auf den RSV Roßdorf traf.
2. Wann hat zuletzt eine Präsenz-Veranstaltung für SR (Lehrabend) stattgefunden?
Thomas/Florian/Elisa: Der letzte Lehrabend hat im November stattgefunden. Insgesamt waren es aber natürlich in den letzten zwei Jahren deutlich weniger Präsenztermine als sonst üblich. Der Kreisschiedsrichterausschuss lässt sich hier aber zum Glück auch viele Alternativen einfallen, wir hatten zum Beispiel auch Online-Lehrabende oder Spielbeobachtungen.
2. Was hält dich bei der Stange?
Thomas: Es hat mir immer Spaß gemacht und das wird es auch wieder!
Florian: Der Spaß am Fußball im Wesentlichen. Seit ich selbst nicht mehr spiele, ist das Pfeifen eine gute Möglichkeit, dem Fußball erhalten zu bleiben. Außerdem kommt man auch ein bisschen rum und besonders, wenn man im Gespann unterwegs ist, kommt der Spaß in der Regel ja auch nicht zu kurz.
Elisa: Der Spaß am Kreisliga-Fußball.
3. Wie hältst du dich fit?
Thomas: Momentan bei der Gestaltung der restlichen Außenanlage unseres neuen Hauses. Wirklich Laufen allerdings nur 1-2 mal im Monat.
Florian: Ich versuche regelmäßig laufen zu gehen, das bedeutet ich laufe ein- bis zweimal pro Woche. Dabei muss ich aber zugeben, dass ich ein Schönwetterläufer bin. Jetzt im Winter fällt es mit etwas schwerer, mich zu motivieren. Aber jetzt in der Vorbereitung steige ich auch wieder ins Laufen ein.
Elisa: Ich spiele selbst aktiv in der Damenmannschaft des RSV Roßdorf. Dabei trainieren wir 2-3 Mal pro Woche plus samstags Spieltag.
4. Wie erfolgt die Weiterbildung in der Theorie?
Thomas: Diese Woche gibt es zB einen online-Lehrabend für GL-Schiedsrichter.
Florian: Dazu gibt es die regelmäßigen Lehrabende, an denen wir uns einmal im Monat mit einem Regelschwerpunkt beschäftigen, z.B. Unsportlichkeiten, „Notbremse“ oder vor allem zu Beginn der Saison mit den aktuellen Regeländerungen. Dazu gibt es dann meistens einen Vortrag zu den theoretischen Grundlagen und dann Videosequenzen, die wir bewerten und diskutieren. Zusätzlich gibt es noch den Hausregeltest. Über ein Online-Angebot des HFV bekommen wir monatlich 15 Regelfragen. Die Antworten werden dann ausgewertet und man bekommt die Info, wie viele Punkte man erreicht hat.
Elisa: Meine letzte Weiterbildung war der Assistentinnen-Lehrgang am 18.02.2022. Weiterhin monatliche online-Veranstaltunge
5. Was kann der Verein tun, dass deine Motivation hochgehalten wird?
Thomas: Wertschätzung zeigen für die viele Zeit, die für ein Spiel notwendig ist (GL ca. 6-7 Stunden).
Florian: Ich glaube, die Motivation muss schon vor allem aus einem selbst kommen. Schließlich investiert man schon sehr viel Zeit für das Hobby. Wenn ich zum Beispiel als Assistent in der Verbandsliga unterwegs bin, ist der ganze Sonntag damit ausgefüllt. Wir fahren dann in den Raum Frankfurt oder nördlich von Kassel, vor 20 Uhr ist man da selten zuhause. Natürlich hilft es, wenn der Verein seine Schiedsrichter unterstützt. Am wichtigsten finde ich dabei die Wertschätzung. Sowohl gegenüber den eigenen Schiedsrichtern als auch gegenüber den Kollegen, die als Schiedsrichter zu uns auf den Sportplatz kommen.
6. Welche Wünsche hast du generell an Vereine deren Spiele du leiten darfst?
Thomas: Dass sie sich aktiv um die zugeteilten Schiedsrichter kümmern (nicht übertrieben), mal bis zum Schiedsrichterraum begleiten, zeigen wo die Kabinen der Mannschaften sind.
Florian: Auch hier geht es um Wertschätzung. Ich fände es gut, wenn alle Vereine an den Spieltagen einen Schiedsrichter-Betreuer benennen, der dann der Ansprechpartner für den Schiedsrichter ist. Wenn man auf einen Sportplatz kommt und erst mal zehn Leute fragen muss, wo denn die Schiedsrichter-Kabine ist und man dann noch selbst dem Schlüssel hinterherlaufen muss, ist das nervig. Da merkt man dann in der Regel schon, wie hoch die Wertschätzung für den Schiedsrichter ist. Wenn man sich dann noch in einer vollgeräumten Rumpelkammer umziehen darf, ist das besonders schön. Ist natürlich nicht die Regel, kommt aber leider immer wieder mal vor.
Elisa: Bisher habe ich mit den Verantwortlichen der Vereine nur gute Erfahrungen gemacht und kann mich über nichts beschweren.
7. Allgemein wird von zunehmender Respektlosigkeit, auch außerhalb eines Sportplatzes, gesprochen. Wie gehst du damit um? Nimmst du das auch wahr? Warst du schon persönlich betroffen?
Thomas: Ich versuche durch die Nähe zur Spielaktion mehr Glaubwürdigkeit zu erreichen (vom Mittelkreis aus ist das wohl schwieriger 😉). Und ja, bei einem GL Spiel in Fulda habe ich solch eine Aktion persönlich erfahren. Da hab´ ich mir schon überlegt, ob ich das weiter mache. Aber ich lasse mir von diesen schwierigen Persönlichkeiten mein Hobby nicht kaputt machen.
Florian: Ob es wirklich zunimmt, kann ich gar nicht sagen. Aber es ist schon so, dass man ab und an beschimpft oder beleidigt wird. Da ist man mit der Zeit einiges gewohnt und auch geübt darin, das meiste einfach bewusst zu überhören. Über einem blöden Spruch von außen muss man auch mal drüberstehen, das kommt vor. Aber woher sich manche Leute das Recht herausnehmen, jemanden, der genauso seinem Hobby nach geht wie alle anderen auf dem Sportplatz, persönlich zu beleidigen werde ich nie verstehen. Dass es dann schwer wird, jüngere Schiedsrichter so auf Dauer bei der Stange zu halten, ist wohl nachvollziehbar. Zum Glück ist das aber ja nicht der Regelfall, die positiven Erlebnisse überwiegen – aber es kommt eben leider vor.
Elisa: Die Respektlosigkeit hat aus meiner Sicht zugenommen, ich hatte bereits in dieser kurzen Zeit mehrere Situationen auf dem Platz. Es gibt auch in der heutigen Zeit immer noch einige Männer, die nicht damit klarkommen, wenn die Spielleitung von einer Frau übernommen wird. Aber damit kann ich umgehen und setze nach dem Verlassen des Platzes einfach einen Haken dran. Problematisch wird es dort allerdings für junge oder noch unsichere Schiedsrichter*innen.
8. Wie kommst du persönlich durch die pandemischen Zeiten? Job? Familie? Freunde?
Thomas: Ich gewöhne mich an die Zeit ohne den Fußball, die freiwerdende Zeit kann ich gut für meine Familie brauchen. Ich habe mich sehr zurückgehalten um meine Familie und meine Kollegen an der Arbeit nicht anzustecken. Mir fehlen diese Kontakte.
Florian: Zum Glück ganz gut, ich kann viel im Home-Office arbeiten. Umso mehr freu ich mich darauf, dass bald die Vorbereitungsspiele wieder starten und man mal wieder rauskommt.
Elisa: Natürlich gab es diverse Einschränkungen und Entscheidungen, die an mancher Stelle nur schwer Zustimmung gefunden haben. Ich bin einfach dankbar, solange wir die Möglichkeit haben, gewohnte Freizeitaktivitäten und besonders den Fußball fortzusetzen und somit die Spielklassen aufrechtzuerhalten.
9. Was möchtest du, gerade als junge Schiedsrichterin, gerne mal loswerden?
Elisa: Meiner Meinung nach werden Vereine und die betroffenen Spieler für Respektlosigkeit bzw. sehr unsportliches Verhalten gegenüber dem SR oder auch des gegnerischen Teams zu gering bestraft. Oftmals verlaufen solche Situationen hinterher im Sande und das Verhalten wird weiterhin so fortgesetzt. Man braucht sich daher also nicht wundern, wieso es für die unteren Spielklassen zu wenige Schiedsrichter gibt.
Vielen Dank an Thomas, Florian und Elisa, dass ihr die Farben der Spvgg. in der Schiedsrichter-Zunft hochhaltet. Eure Anregungen und Kommentare werden wir uns auf jeden Fall zu Herzen nehmen. Als Verein suchten und suchen wir immer Interessenten, die sich die Leitung von Jugend- und Seniorenspielen zutrauen. Wir wissen auch, dass es insbesondere für jüngere und junge Schiedsrichter schwer ist, sinnbildlich „an der Pfeife“ zu bleiben. Aber gerade so eine Ausbildung in frühen Jahren ermöglicht einen Aufstieg bis in hohe Spielklassen und wird meist auch im Berufsleben gerne anerkannt.